23. August 2025
Italien hat ein Phantombild des ukrainischen Staatsbürgers Sehrii Kuznetsov veröffentlicht. Laut Bundesanwaltschaft soll der 49-Jährige, der früher für den ukrainischen Inlands-Geheimdienst SBU gearbeitet haben soll, hauptverantwortlich für die Sabotageakte an den deutsch-russischen Nord Stream-Pipelines im September 2022 in der Ostsee sein. Russland hat unterdessen eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats beantragt. Kann nur noch ein von der AfD immer wieder geforderter Bundestags-Untersuchungsausschuss wirklich Licht in das immer mysteriöser werdende Dunkel bringen?
Nachdem anfangs von deutscher Seite sehr schnell Russland als Schuldiger ausgemacht worden war, sollen die Sprengstoffanschläge auf die Hauptschlagader der deutschen Energieversorgung jetzt ganz offensichtlich einem Kommando von ukrainischen Hasardeuren zugewiesen werden. Es bleiben erhebliche Zweifel an der Version eines ukrainischen Piratenstücks.
Zudem wird in westlichen Medienberichten weiter der Eindruck erweckt, dass der ehemalige Oberbefehlshaber der Ukraine, Walerij Saluschnyj, die Sabotageakte eigenmächtig beauftragt habe – Präsident Wolodymyr Selenskyj sei „nicht involviert“, heißt es aus durchsichtigen Gründen. Saluschnyj, der stets jede Beteiligung an den Nord Stream-Sprengungen zurückgewiesen hat, ist heute Botschafter seines Landes in Großbritannien. Er gilt als schärfster politischer Rivale von Selenskyj bei möglichen Neuwahlen.
Die mutmaßliche Sabotagegruppe soll aus insgesamt sieben Personen bestanden haben, darunter vier zivile Taucher. Das von Kuznetsov angeführte Kommando soll von Rostock aus mit der unter falschem Namen gecharterten kleinen Segelyacht „Andromeda“ gestartet sein. An Bord sollen Taucheranzüge, Sauerstoffflaschen und Sprengsätze versteckt gewesen sein.
Während nächtlicher Tauchgänge sollen die Taucher mindestens vier Sprengsätze an den Pipelines angebracht haben. Jeder Sprengsatz wog Medienberichten zufolge zwischen 14 und 27 Kilogramm und habe Spezialsprengstoffe sowie Zeitzünder enthalten.
▶ Was spricht dagegen, dass ein Taucher-Kommando auf eigene Faust Nord Stream gesprengt hat?
1. Tiefe und technische Schwierigkeit: Die Pipelines liegen in etwa 70–90 Metern Tiefe. In dieser Tiefe ist herkömmliches Sport- oder Kampftauchen nicht möglich; es braucht spezielle Sättigungstauchgänge oder ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge (ROVs). Nur wenige Staaten oder hochspezialisierte Firmen verfügen über das dafür nötige Equipment und Know-how. Für solch umfangreiches Gerät wäre ganz nebenbei auf der angeblich zum Einsatz gekommenen Segelyacht gar kein Platz gewesen. Das angeblich verantwortliche Ukrainer-Kommando soll laut Bundesanwaltschaft von Rostock aus mit der unter falschen Namen gecharterten kleinen Yacht „Andromeda“ gestartet sein.
2. Die Explosivstoffmenge: Militärexperten gehen von hunderten Kilogramm bis zu einer Tonne Sprengstoff aus. Solche Mengen sind kaum unbemerkt auf einer kleinen Yacht zu transportieren.
3. Logistik und Geheimhaltung: Ein Kommando müsste also über ein geeignetes Schiff, Taucherglocken/Sättigungssysteme, Dekompressionskammern und dergleichen verfügen. Solche Schiffe würden in internationalen Gewässern schnell auffallen – vor allem in der Ostsee, die so scharf wie kein anderes Seegebiet durch Marine und Küstenwachen der Anliegerstaaten überwacht wird.
4. Komplexität der Schäden: Es wurden mehrere Sprengpunkte gezielt an unterschiedlichen Stellen der Pipelines angebracht. Das spricht für eine professionelle, staatlich unterstützte Operation mit genauer Planung und technischer Präzision.
FAZIT aus Sicht von Militärexperten: Ein kleines, konventionelles Taucherkommando wäre aufgrund der Tiefe, der nötigen Technik, der Sprengstoffmengen und der logistischen Anforderungen nicht in der Lage gewesen, die Anschläge auszuführen. Wahrscheinlicher sei deshalb, dass ein staatlicher Akteur mit entsprechender Marine- und Tauchtechnik beteiligt war.
Russland beantragt Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates wegen Nord Stream
Nach der Festnahme des Ukrainers hat Russland eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen in New York beantragt. Hintergrund ist ganz offensichtlich, dass die Führung in Moskau mit dem Tempo und der Transparenz der Ermittlungen in Deutschland unzufrieden ist. Dmitri Poljanski, der erste Vize-Botschafter Russlands bei der UNO, ließ dies auf Telegram deutlich durchblicken: „Wir werden darauf aufmerksam machen, dass die Ermittlung durch Deutschland in die Länge gezogen wird und für den UN-Sicherheitsrat undurchsichtig ist.“
Quelle: Deutschland Kurier